Wenn heute der Turnverein über die Fläche des „Turnplatzes" verfügt, so ist das keineswegs eine Selbstverständlichkeit.
Unter dem Vorsitzenden Karl Barth kaufte der Verein am 18. März 1901 aus den Plan-Nm. 1033 und 1032 der Eheleute Phillip Böttler, den Plan-Nr. 1031 und 1030 von Friedrich und August Blum, sowie aus Plan-Nr. 1029 des Karl Blum und Kinder, sich eine Fläche als Turnstätte zusammen. Diese Gesamtfläche lag im Krämmel, lange Gewann und hatte keinen direkten Zugang von einer Straße her. Deshalb kaufte der Turnverein am 25. März des gleichen Jahres von den Eheleuten Peter Blum, Ackerer, ein Wegerecht in einer Breite von 4 Metern, über deren Grundstücke Pl.-Nr. 1034, 1035, 1036, 1037 sowie 142 a und 142 b. Da bis zur Ecke der Friedhofsmauer (heute Park) ein Weg im Besitz der Gemeinde, und somit öffentlich war, wurde dadurch der ungehinderte Zugang zur „Turnstätte" gesichert. Kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges kaufte der Verein in südlicher Richtung an seine Turnstätte anschließend, von den Eheleuten Ludwig Rapp, Bergmann, aus Plan-Nr. 1030, 1031, 1032, 10321/2 und von Karl Blum, Gemeindeschreiber, aus Plan-Nr. 1029 einen Streifen von 25 Meter Breite hinzu. Die dafür aufgewandten 250.- Goldmark plus den Nebenkosten (Notariatsgebühren, Ernteersatz), waren aus dem Turnhallenbaufonds entnommen worden, dessen Restbetrag von 7.000.- RM dann in patriotischer Art und Weise als Kriegsanleihe für das Kaiserreich angelegt wurde und in der Folge durch die Inflation nach dem ersten Weltkrieg verloren ging.
Unter schwierigen Umständen (so mußte z.B. von Feldwebel Ludwig Gieser, an der Front, eine Bescheinigung beigebracht werden), kaufte der Turnverein, die Flächen des Wegerechts von 1901 und ließ alle Teilflächen im Jahre 1915 zu einer Fläche addieren. Beteiligt waren damals, die Erben des Peter Blum (Karolina Blum, geb. Blum, auch für Karl Blum, Herrmann Blum, Peter Maurer für Ludwig und Christian Blum) Karl Buchinger, auch für Adolf Buchinger, Emma Buchinger, Robert Buchinger, Anna Buchinger, Walter Buchinger, Friedrich Blum, Charlotte Gieser, Eheleute Ludwig Rapp, für den Turnverein Daniel Porger. Die Beteiligten ließen alle ihre Grundstücke ordnen und zusammenlegen, sodaß als Endergebnis für den Turnverein folgende Grundstücksbeschreibung heraus kam: Plan-Nr. 1033, Turnplatz mit Zufahrten aus Westen und Süden im Krämmel, lange Gewann, zu 482 ha. Die Kosten der ganzen Aktion mußte de Turnverein tragen, hatte nun aber ein Eigentum mit klaren Verhältnissen.
Die Fläche war zweistufig, die Stelle, auf der heute die Halle steht, lag gut um 2 Meter höher als der Südteil und bestand aus felsigem Grund. Als in den Jahren 1924 und 1925 die Turnhalle erbaut wurde, mußte der Grundbesitz mit einigen Hypotheken belastet werden, um Kreditmittel zu bekommen. Es wurden geliehen: Von WWe Schmal, Breitenfelderhof, 6.000.- Goldmark; von der Gemeinde ebenfalls 6.000.- Goldmark. Vom Pfälzer Turnerbund 1.000.- Goldmark. Weitere Darlehen wurden durch persönliche Bürgschaften der Vereinsmitglieder gedeckt, da der Grundbesitz nicht höher belastet werden konnte.
Trotz der angestrengten Finanzlage begann der Verein im Jahre 1927 sein Eigentum zu vergrößern. Am 31. August erstand er von den Geschwistern Rapp aus Plan-Nr. 1030 und 1032 b insgesamt 0,044 ha. Im gleichen Jahr kamen von der prot. Kirchengemeinde am 12. Oktober 0, 145 ha aus Plan-Nr. 1028, sowie am 27. Dezember von Anna Böttler aus Plan-Nr. 1024 eine Fläche von 0,127 ha hinzu. Im folgenden Jahr, 1928, folgten schmale Streifen von Moses Mai und den Eheleuten Bauer, aus den Plan-Nr. 1026 und 1027. Bei dieser Gelegenheit wurde das Geh- und Fahrrecht der Eheleute Bauer als Belastung eingetragen. Die Gesamtfläche des Turnvereins betrug nun 0,973 ha.
Die verfügbare Sportfläche entsprach nach den Geländeeigenschaften zwei kleine Einzelplätze. In den Jahren der Arbeitslosigkeit plante man die Fläche einzuebnen. Am 16. September 1932 traf ein Schreiben des Arbeitsamtes in München ein, daß die beabsichtigten Baumaßnahmen im Rahmen des freiwilligen Arbeitsdienstes anerkannt würden. Es waren 1920 Tagesschichten von je 6 Stunden vorgesehen, die von jungen Leuten unter 25 Jahren, gegen einen Lohn von 1,40 AM/Schicht geleistet werden sollten. Vom Verein wurde der Turnbruder Linn als Kolonnenführer abgestellt und die Feldbahngleise und Wagen stellte eine Baufirma aus Neustadt billig zur Verfügung, sodaß sofort begonnen werden konnte. 1933 wurde die Bewilligung um weitere 600 Tagwerke ergänzt, damit die Arbeiten abgeschlossen werden konnten. Die Gelder ließ das Arbeitsamt durch den Verein jeweils Freitags auszahlen. Durch diese Baumaßnahme entstand die Spielfläche fast in ihrer heutigen Gestalt, ohne Lösch- und Asphaltplatz. Vor der Halle ließ man einen Streifen stehen, um ebenen Zugang zu dieser zu haben. Die zwei Bäume an der Zufahrt entfachten Diskussionen, blieben aber doch stehen.
Die schöne große und ebene Fläche, mitsamt der Vereinsturnhalle, mußte der Verein notgedrungenermaßen am 21. Dezember 1937 aus den in der Geschichte des Turnvereins genannten Gründen an die Gemeinde verkaufen. Unter der Regie der Gemeinde wurden nach dem Kriege die gemauerten Terassen vor der Halle angelegt, sowie in südliche Richtung einige Meter verlängert, ansonsten trat keine Besserung ein, ja durch Befahren mit schwerem Gerät der OT und der Bunkersprenger während und nach dem Krieg erlitt der Platz großen Schaden. Mit groben Stücksteinen besserten diese die Löcher aus, sodaß für Sportler gefährliche Spitzen herausragten. Wie es sich viele alte Turner wünschten, konnte die Frucht ihres einstigen Fleißes, zusammen mit der Turnhalle, am 8. Juni 1956 von der Gemeinde zurückgekauft werden.
Nun war der TV 1878 wieder im Besitz folgender Flächen: Sportplatz mit Halle und zwei Zufahrten von Westen und von Süden, Plan-Nr. 1033 zu 1,0358 ha. Der Verein überarbeitete die Spielfläche verschiedentlich mit Aufträgen von schwarzer Kokereiasche, die Maßnahmen zeigten jedoch nur mäßige und vorübergehende Erfolge. Bald sah sich der Verein gezwungen, einen großzügigen Ausbau der Platzanlage vorzusehen. Zwischendurch wird noch eine Grenzbebauungsklausel mit Charlotte Gieser abgeschlosssen, um den Anbau der Turnhalle zu ermöglichen. Nach Abdeckung der Schulden aus dem Kauf der Halle, war es soweit: Am 27. Oktober 1959 bittet der TV offiziell die Gemeinde, ihm die ursprünglich für den Bau eines Schulhauses vorgesehenen Flächen an der Eichelscheiderstraßezu verkaufen. Der Gemeinderat stimmte dem Kaufantrag nach anfänglichen Bedenken zu und so konnte der Turnverein am 17. Februar 1960 das Gelände erwerben. Im notariellen Akt sich als Kaufgegenstand die Plan-Nr. 1026, 1024, 1028, 1028/1, zusammen 0,3438 ha zum Preise von 6.000.- DM genannt. Kurioser Weise „vergaß" man bei der Beurkundung die mitgekaufte Fläche Plan-Nr. 970/14. Am 19. Dezember 1960 wurde der Irrtum durch einen Nachtrag korrigiert, sodaß auch zwei verschiedene Angaben über die Gesamtkauffläche zu erklären sind. Im nunmehrigen Zustand gehörte dem TV jetzt die gesamte Fläche bis zur Eichelscheiderstraße, fast in der heutigen Größe, der Ausbau konnte beginnen.
In den Jahren 1963-1968 wurde dann die Fläche eingeebnet, Löschplatz und Asphaltplatz angelegt. Die Finanzierung dieser Gesamtmaßnahme sah so aus:
Ankauf des Geländes | 6.000,- DM |
Rechnungen für Bau | 43.000,- DM |
zus. | 49.000,- DM |
Darlehen KSK | 6.000,- DM |
Darlehen KSK | 20.000,- DM |
Landeszusch. | 8.000,- DM |
Kreiszuschuß | 1.000,- DM |
Gemeindezuschuß | 2.000,- DM |
Handballverb. | 3.000,- DM |
Eigenleistung | 3.100,- DM |
Haushaltsmittel | 6.000,- DM |
49.000.- DM |
Die Darlehen wurden wieder als Hypotheke abgesichert. Im Jahre 1961 wird von den Pfalzwerken der Anschlußmast am Ostrand des Platzes errichtet, um eine ordnungsgemäße Stromversorgung der Fahrgeschäfte am Turnerjahrmarkt zu gewährleisten. Dem Verein werden dafür 2.500.- DM berechnet und er muß die Einbetonierung selbst besorgen.
Auf dem Platz entstand in dieser Zeit auch die Toilettenanlage, die für die Abhaltung des TUJA unabdingbar ist. Sie dient in der übrigen Zeit noch als Geräteraum für die Platzgeräte.
Mit dem Bau der Umzäunungsmauer und des Zaunes, sowie des Eingangstores konnte der vorläufige Ausbau abgerundet werden. Die Anlage der Wurfkreise, Hochsprungsanlagen wurden in eigener Regie durchgeführt. Zur Errichtung für Stützmauer mußte die Fa. Prass bemüht werden, Rechnungsbetrag: 12.000.- DM. Bedingt durch den großzügigen Umbau der Turnhalle mußte die Grenzen an zwei Stellen nochmals korrigiert werden. In der Nordwestecke kaufte der Verein von Amalie Guth, geb. Schunk, am 19. Mai 1967 aus Plan-Nr. 151 eine Fläche von 23 qm hinzu. Ein dabei eingetragenes Gehrecht der Frau Guth wurde später wieder gelöscht. An der Nordseite wurde eine Verschiebung mit den Flächen der Eheleute Bauer vorgenommen, die die Minderung der Vereinsfläche um 22 qm bei Wertgleichheit bedeutete. Die bisher letzte Veränderung fand am 27. April 1976 statt. Der TV verkaufte eine Fläche aus Plan-Nr. 1033 von 130 qm an die Gemeinde Waldmohr, um dieser das Eigentum an der Jahnstraße zu übertragen. Plan-Nr. 1033 hat nun eine Fläche von 1.0231 ha. Zusammen mit den anderen Flächen ergibt dies eine Gesamtfläche als Eigentum des Turnvereins von 1,3669 ha.
An Sportanlagen stehen auf dieser Fläche die Halle, eine Anlage für Diskus-Hammerwurf, ein Kugelstoßring, eine Weitsprunganlage, zwei Hochsprunganlagen, eine 100-m-Bahn, eine Laufbahn von 360 m, eine Sportfläche für Ballspiele ohne Belag, eine Fläche für Pressball oder Faustball, mit roter Erde, sowie eine Fläche mit Asphaltbelag, geeignet für Kleinfeldhandball oder Tennis zur Verfügung. Zur ordnungsgemäßen Abhaltung des Turnerjahrmarktes sind auf diesen Flächen die erforderlichen Wasser- und Kanalanschlüssel vorhanden.
Entnommen aus der Festschrift anläßlich des 100jährigen Jubiläum des Turnverein 1878 Waldmohr e.V.
Text: Karl-Heinz Burkhardt, Waldmohr