WALDMOHR: Der 1914 initiierte Turnerjahrmarkt fand letztmals vor 25 Jahren statt
Die Erinnerungen sind noch wach. Aber der Turnerjahrmarkt, den der TV Waldmohr über viele Jahre ausrichtete, ist schon seit 1989 Geschichte. Mangels Nachfrage wurde die einst so beliebte Veranstaltung eingestellt.
Helene Schwender, langjährige Vorsitzende des TV Waldmohr, sind selbst noch einige Turnerjahrmärkte im Gedächtnis. Ja, sicher, es sei immer schön gewesen. Doch die Konkurrenzveranstaltungen oder schlechtes Wetter hätten dazu beigetragen, dass die Besucherzahlen sanken. „Unser Verein hatte nicht so viel Geld, um die Differenz zu übernehmen.“ Schweren Herzens habe sich deshalb der Turnverein 1989 entschlossen, den Jahrmarkt letztmals zu veranstalten.
Warum Helene Schwender gerade heuer an den Turnerjahrmarkt denkt? Zum einen, weil es genau 25 Jahre her ist, dass er letztmals organisiert wurde. Zum anderen aber, und das ist ihr der wichtigere Grund, weil in diesem Jahr an den Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren erinnert wird. „Nein“, sagt die ehemalige TV-Vorsitzende, „es gab damals nicht nur Kriegsgeschrei. Die Menschen, vor allem auch die Männer, hatten noch andere Interessen. Und auch daran darf erinnert werden.“
Der Turnverein Waldmohr wurde 1878 gegründet. Und ähnlich wie andere Vereine wollte er ein eigenes Fest ins Leben rufen – den Turnerjahrmarkt. Am 5. und 6. Juli 1914 war es soweit. Aus Stangen und Reisig wurden Stände gebaut, an denen die Helfer Gebäck und Getränke verkauften. Turndarbietungen und Musik unterhielten die Besucher. Es gab noch einen zweiten Markt, bevor der Krieg der Belustigung ein Ende setzte.
Nach dem Krieg knüpften die Turner an die bisherigen Traditionen an. Der Turnerjahrmarkt, der auf das zweite Wochenende im Juli verlegt wurde, wuchs und gedieh. Die Schlemmersche Kapelle aus Homburg spielte lange Jahre zum Tanz auf. Umzüge in teils historischen Gewändern - „Wallensteins Heer“ brachte es zu richtiger Berühmtheit – kamen bei den Bürgern und Gästen an.
Und wieder unterbrach - ab 1939 - ein Krieg das Vergnügen. Der Platz und die Halle, wo der Jahrmarkt stattfand, wurde von der Wehrmacht und der Organisation Todt, die den Westwall baute, belegt.
Nach Kriegsende organisierte der Verkehrsverein den Jahrmarkt bis 1950. Denn der Turnverein erstand erst 1951 wieder neu. Der Turnerjahrmarkt wurde von nun an immer größer. Der Spielmannszug gab Ständchen, Musikkapellen spielten zum Tanz auf, und es gab Kinderbelustigung. 1955 setzte die Bundespost sogar Sonderbusse ein, die Besucher aus der Umgebung zum Fest brachten.
Das Fest wurde ausgedehnt, begann freitags und endete dienstags, bot Musik und launige Reden mit dem „Stehkrah mit dem Federkiel“. Es wurde um Gewerbe- und Landwirtschaftsausstellungen erweitert, immer mehr Stand- und Karussellbetreiber kündigten sich an. Das Programm kam gut an, hatte aber seinen Preis. Um die Nebenkosten niedrig zu halten, mussten die ehrenamtlichen Helfer noch mehr zupacken – eine Lösung, die nicht von Dauer sein konnte.
Mit volkstümlicher Unterhaltung, mit Freundschaftsspielen von Spielmanns- und Musikzügen sollten die Ausgaben reduziert werden. Doch sie stiegen an. Die Löcher in der Kasse wurden immer größer, und der Verein vermochte sie nicht mehr zu stopfen. Nach langem Für und Wider wurde das Ende des Turnerjahrmarkts 1989 besiegelt. (giw)
erschienen am 16. Juli 2014 in der "Saarpfalz-Rundschau", einer sublokalen Beilage der Tageszeitung DIE RHEINPFALZ